04.02.2025
„Der Kunde steht im Mittelpunkt der Überlegungen“ – Interview mit Stefan Bichlmeier zu Flottwegs neuem Process Center
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Bei den Planungen stand im Grunde immer der Kunde im Mittelpunkt der Überlegungen. Zum einen wie wir die vielfältigen Produkte und Anwendungen bestmöglich verarbeiten und somit die Anfragen unserer Kunden optimal bedienen können.Stefan Bichlmeier Stefan Bichlmeier ist Leiter der Verfahrenstechnik bei Flottweg und maßgeblich bei der Entwicklung des Process Centers involviert.
Im Sommer 2024 startete Trenntechnikspezialist Flottweg mit dem Bau seines neuen Process Centers ein neues Großprojekt. Als Erweiterung des Werk 2, das 2021 eröffnet wurde, bietet das neue Technologiecenter zukünftig auf rund 2000 Quadratmetern die Möglichkeit kundenspezifische Lösungen noch zielgerichteter zu konzipieren. In Flottwegs Process Center finden zukünftig das Labor, ein Technikum als Versuchsbereich, ein Lager sowie moderne Büroflächen Platz.
Stefan Bichlmeier, Leiter der Verfahrenstechnik bei Flottweg und maßgeblich bei der Entwicklung des Process Centers involviert, beantwortet im Gespräch einige Fragen zum Process Center und dem aktuellen Baufortschritt.
Wie ist der aktuelle Stand bei Flottwegs neuem Process Center?
Die Bauarbeiten, die Mitte August letzten Jahres begonnen haben, gehen sehr gut voran und liegen im Zeitplan. Der Rohbau wurde noch vor Jahresende fertiggestellt, nach der Dachabdichtung und dem Einbau der Fenster konnte im Januar nun bereits mit dem Innenausbau und den Arbeiten an der Fassade begonnen werden. Zu unserer Freude steht nach aktuellem Stand der geplanten Nutzungsaufnahme ab Oktober 2025 nichts im Wege.
Was ist das Besondere am Process Center? Was wurde bei der Planung beachtet?
Bei den Planungen stand im Grunde immer der Kunde im Mittelpunkt der Überlegungen. Zum einen wie wir die vielfältigen Produkte und Anwendungen bestmöglich verarbeiten und somit die Anfragen unserer Kunden optimal bedienen können. Zum anderen wie wir sicherstellen, dass wir aus den Versuchen aussagekräftige Daten und Ergebnisse für die spätere Maschinen- und Anlagenauslegung generieren können. Zudem sollte die Planung nicht nur den aktuellen Anforderungen genügen. So stand und steht, insbesondere bei den technischen Einrichtungen, die für einen Technikumsbetrieb notwendige Flexibilität im Vordergrund.
Ein Unterschied zu den aktuellen Möglichkeiten wird sein, dass wir sowohl im Labor als auch vor allem im Technikumsbereich für die verschiedenen Anwendungsbereiche eine striktere räumliche Trennung realisieren können. Das heißt Zwischenprodukte aus der Lebensmittel- und Pharmaindustrie werden in eigens dafür ausgelegten Versuchsflächen verarbeitet. Eine fest installierte CIP-Anlage wird uns zudem weitere Möglichkeiten bieten. Hierzu sind strukturierte Entwicklungsversuche mit neuen Maschinen und die effizientere Reinigung der Technikumsanlagen zu nennen. Aus Kundensicht ist aber noch ein weiterer Aspekt sehr wichtig, der für die Investition der Anlage mit entscheidend war: Die Möglichkeit einen Factory Acceptance Test um eine Validierung der Reinigungsergebnisse zu erweitern. So kann bei Bedarf gezielter und unter standardisierten Bedingungen dies mit angeboten werden.
Das Technikum ist zudem so ausgelegt, dass wir zukünftig mehrere Versuche parallel durchführen könnten. So ist es uns möglich, noch mehr auf die Verfügbarkeit der Produkte und die terminlichen Möglichkeiten unserer Kunden einzugehen.
Moderne Arbeitsplätze werden ebenso wie die zukünftige Nähe von Labor, Technikum und den Büroflächen der Verfahrenstechnik einen Mehrwert darstellen.
Warum hat sich Flottweg für diese Investition entschieden?
Die Anfragen für Laboruntersuchungen und Inhouse-Versuchen sind in den letzten Jahren stetig mehr geworden. Die Erwartungshaltung und der eigene Anspruch in Bezug auf die Versuchsergebnisse sind ebenfalls gestiegen. Hinzukommt, dass wir die Entwicklung und Weiterentwicklung von Prozessen und Teilprozessen intensivieren wollen. Hierfür ist vor allem auch die Erfassung aller Verbrauchsdaten und die dazugehörige Optimierung mit von entscheidender Bedeutung. Das heißt, dass eine Abbildung dieser Prozesse soweit möglich auch im Technikumsmaßstab notwendig ist.
Für all das hätten das Equipment und vor allem die aktuellen Räumlichkeiten kurz- bis mittelfristig nicht mehr ausgereicht. Folglich hat man sich für eine zukunftsfähige Komplettlösung entschieden.
![Der Baufortschritt des Prozess Centers im Januar 2025. 2025-interview-bichlmeier-beitragsbild](/fileadmin/user_upload/2025-interview-bichlmeier-beitragsbild.jpg)
Wie profitieren Flottwegs Kunden von dem Neubau?
Der Kunde profitiert in vielerlei Hinsicht. Als sichtbarsten Themen sind die terminliche Flexibilität, der erweiterte Umfang von Prozessequipment, die Möglichkeit gezielter Anwendungsentwicklungen inkl. der Erfassung von Verbrauchsdaten als auch die Option der gemeinsamen Reinigungsvalidierung zu nennen.
Die Nähe zum Labor ermöglicht es zudem, während des Versuchsbetriebs die Proben sehr zeitnah zu analysieren. Dies ermöglicht es uns die Versuchseinstellungen noch während der Tests gezielter bewerten und optimieren zu können.
Die gezielte und für das Versuchsgut passende Maschinenauswahl ist jetzt und zukünftig ein Schlüssel zum Erfolg und wird weiterhin durch den umfangreichen Bestand an Versuchs- und Mietmaschinen abgedeckt.
Welche Nachhaltigkeits- und Umweltaspekte wurden in die Planung miteinbezogen?
Durch den Neubau selbst beziehen wir ein Gebäude, welches nach den neuesten Standards gebaut und somit per se eine nicht unerhebliche Energieeinsparung mit sich bringen wird. Insbesondere bei den Be- u. Entlüftungsanlagen wird man die Energierückgewinnung zum aktuellen Stand erheblich verbessern können.
Die CIP-Anlage wird im Kreislaufbetrieb ausgeführt und somit Verluste minimiert. Die Abwasserentsorgung deckt mit Puffertank, Neutralisationsmöglichkeit und Koaleszenz Abscheider ebenfalls alle relevanten Aspekte ab.
Neben dem Gebäude selbst, war aber bei den Überlegungen zum Neubau noch ein weiteres Nachhaltigkeitsthema von Relevanz.
Die Versuche beim Kunden vor Ort werden zwar auch zukünftig eine große Bedeutung haben, die erweiterten Möglichkeiten im Haus können und wollen wir aber gezielt einsetzen. So sollen, wo möglich und sinnvoll, mehr Versuche bei uns am Standort durchgeführt werden. Das bedeutet, dass wir nicht mit Maschine, Anlagenteilen und Technikern zum Kunden reisen, sondern lediglich die Versuchscharge zu uns ins Haus holen. Diese Option kann bei passender Konstellation Ressourcen und Kosten für Transporte und Reisen einsparen.
Welche Innovation oder neuen Technologien werden in das Process Center integriert?
Einige Details wurden bereits aufgeführt. Ergänzend ist zu nennen, dass ein zentraler und innovativer Bestandteil ein fest installierter und mehrstufiger Extraktionsprozess sein wird. Die ersten Jahre wird dabei ein starker Fokus auf den Proteinanwendungen liegen. Die bereits umfangreiche Erfahrung möchten wir durch gezielte Entwicklung noch weiter ausbauen und besonders dem Kunden einen Mehrwert bieten. Dieser kann uns Mehlmuster zur Verfügung stellen, welche dann mit einem vorher abgestimmten Prozessablauf verarbeitet werden. Die Anlage selbst ist so flexibel aufgebaut, dass z. T. Gesamtprozesse, Teilprozesse, bekannte oder neue Verfahren sowie die prozessrelevanten Maschinen getestet werden können. Wie bereits erwähnt, geht hier auch die Erfassung der Verbrauchswerte mit einher.
Es können so Produktmuster hergestellt werden, welche der Kunde dann zur weiteren Verarbeitung, zu Analyse- oder Verkostungszwecken nutzen kann.
Weitere Informationen zum Process Center finden Sie auf unserer Übersichtsseite.